Brieshit Pardon

Brieshit Pardon war keine Schauspielerin. Sie hatte nie eine Rolle gespielt, keine, keine einzige, nicht bei Hans-im-Glück und nicht bei Jean-Luc. Sie verachtete seine Verachtung, ja beneidete ihn darum, liebte ihn unwissend, im Wissen um den Schutz, der von seiner Verachtung ausging. Seine Verachtung war das Einzige, dem sie trauen konnte, von der sie wusste, dass sich diese nie ändern würde. Seine Verachtung würde sie nie betrügen. Er würde sie wie alles auf der Welt verachten, sie einschließen in seine Verachtung, sie unter Quarantäne stellen, in Schutz nehmen, in Quarantäne seiner Verachtung nehmen. Beschissen hat Brieshit nur das Leben, zwei oder dreimal, immer wieder unter anderen Namen, im Namen der Liebe, vor der sie sich nicht schützen konnte, die ihre Geschichte wurde, in ihrem Leben eine Rolle spielte, eine unliebsame Rolle, immer die gleiche, mit Brieshit – ohne Pardon wie ein Film, den sie sich immer wieder ansehen musste, in dem sie sich immer wieder ansehen musste, die gleiche Geschichte im letzten Jahr und die Jahre davor. Replay Le Mépris. Rewind L’amour. Die andere Geschichte in der gleichen Rolle, mal für mal die Mechanik des Unbekannten zu erahnen, sie nicht zu verstehen aber zu ahnen, dass die verschiedenen Gründe einem Muster folgten, einer Struktur des Unbekannten. Ein Verdacht, ein verachteter Verdacht, die Rollen zu wechseln, zu tauschen die Rollen von Ursache und Opfer, die beschissene Ursache zu spielen, sich selbst zu verachten, in der Verachtung die Liebe zu schützen, sie vor ihr selbst zu schützen, die Verachtung lieben zu lernen, um die Liebe in Quarantäne zu stellen. Verachtet war die Liebe sicher gestellt, auf Distanz gehalten, von Brieshit vor Brieshit in Sicherheit gebracht – dort hinüber, wo seine Verachtung wartete, lauerte, verächtlich auf ihre Verachtung blickte, auf die Ähnlichkeit der beiden, auf das Gespenst einer Gemeinsamkeit. Seine Kamera hielt die Dinge auf Distanz, verdinglichte die Distanz, die ihrer Rolle eingeschrieben war, ihr auf den Leib geschrieben war. Seine Kamera hielt fest, wie sie ihren Körper als Kamera einsetzte, wie sie kein Bild sondern die Kamera verkörperte, die Blicke provoziert, seine Kamera provozierte, seine Verachtung reizte, herausforderte, sie zu verachten, ihre Verachtung zu verachten, sich einzugestehen, dass er sie liebte, weil er sie verachtete.