Konturen einer Korrektur

Ein radikales Bild entwurzelt das Sehen, reißt am Sinn der Wurzeln, die am Ursprünglichen ziehen. Ein radikales Bild entwurzelt seinen Ursprung, legt seinen Grund in den Rahmen, der es vom Ursprung trennt. Es beginnt da, wo es endet, aufhört, nur Bild zu sein. Radikal entzieht es sich der Geschichte, dem Versuch eines Verstehens, dem Bild von Hier nach Da. Da, wo es endet, endet das Wissen, das es nur als Unwissen kennt. Nur darin ist es real, nur Abbild des Realen, für das es steht, das es bildet als Bild. Der Blick gewöhnt sich an das Begehren, es immer wieder zu sehen, an die Erfahrung, es nicht zu verstehen. Es stellt sich gegen das Verstehen, das sich unwissend am Unwissen vergeht. Es entzündet sich am Staunen, das es zu seinem Gesetz erhebt, die Differenz von Schön und Hässlich für unerheblich hält. Das Staunen sieht nur, dass es nicht weiß, was es sieht, nur erkennt, was es nicht versteht. Das radikale Bild kennt kein Warum. Es wiederholt nur, bestätigt die Frage, dass es so ist – insistiert auf die Paradoxie einer Fragwürdigkeit der Frage. Das radikale Bild zielt nur auf Korrekturen der Fragen, nicht auf Antworten, die sich nicht stellen. Es korrigiert die Frage, fragt nach einer bloßen Korrektur der Frage. Das radikale Bild wendet sich gegen sich selbst, bekennt sich zum Machwerk, dass es auch anders sein könnte, ein anderes Bild, das nur so sein kann, weil es auch anders sein könnte, weil es anders sein können muss. Dem radikalen Bild entspringt nur das andere Bild, das es auch sein könnte, das es werden könnte, das es schon ist. In diesem Blick, in diesem Staunen erscheint das andere Bild, das es schon ist,  als sein unmöglicher Ursprung, als seine unmögliche Entfernung zu sich selbst. Radikal beraubt es sich seiner Gegenwart, erscheint nur gegenwärtig, noch immer aktuell, bar seines Alters schon immer Gespenst. Unwissend wehrt es sich gegen den Geist, der sich ihm nähert, sein Unwissen nährt. Es korrigiert seine Fragen, die auf Antworten zielen. Es wehrt sich gegen Fragen, die in unbekannten Antworten ihren Ursprung haben, die sich schon an Antworten orientieren, am unbekannten Ursprung. Ein radikales Bild antwortet nur mit einer Frage, mit einer Korrektur der Frage, es entwurzelt die Frage, indem es sich an die Stelle einer Antwort setzt, die Antwort mit einer Frage besetzt, sich genau dahin begibt, wo man eine Antwort vermuten würde, das Bild einer Antwort, dass es so ist und nur so sein kann, um anders sein zu können.